Kapitel 3.4
Rette deinen Nahverkehr
Rette deinen Nahverkehr will Verkehrsverbünde dazu bewegen, mehr Fahrplandaten in offenen Dateiformaten bereitzustellen.
Hintergrund
Obwohl sie seit dem 1. Dezember 2019 durch EU-Verordnung dazu verpflichtet sind, bieten noch lange nicht alle Verkehrsverbünde und -unternehmen ihre Fahrpläne als Open Data gemäß der Open Definition an. Viele Verbünde sind immer noch der Ansicht, den Routenplaner für die Zukunft ganz alleine stemmen zu können, und investieren gemeinsam viele Millionen Euro aus Steuergeldern für nicht sonderlich innovative Großprojekte.
Mit dem öffentlichen Bereitstellen von maschinenlesbaren Fahrplandaten dagegen können sich kleine Verkehrsverbünde die teure Entwicklung eigener Apps ersparen. Aber auch Verkehrsverbünde, die bereits eigene Apps haben, müssen so nicht selbst auf jede neue Technologie aufspringen (wie z. B. sprachgesteuerte Auskünfte auf dem Amazon Echo), weil sich durch das Bereitstellen der Daten private Software-Entwickler*innen oder Firmen finden werden, die innovative Anwendungen entwickeln oder die Fahrpläne des Verkehrsverbundes in schon bestehende Anwendungen integrieren können.
Als Rettedeinennahverkehr 2017 – kurz vor Verabschiedung der oben genannten Delegierten-Verordnung – entstand, boten nur wenige Vorreiterverbünde und -unternehmen ihre Fahrpläne als Open Data im GTFS-Format an. Sie setzen eher auf zentralisierte Auskünfte anstatt auf die in der Delegierten-Verordnung vorgeschriebene und in den skandinavischen Ländern vorgelebte Architektur auf Basis von statischem Soll-Fahrplan und Echtzeit-Abweichungen.
Rettedeinennahverkehr ist ein Werkzeug, diese Problematik an die Entscheider*innen heranzutragen, die politisch für Abhilfe sorgen können: Die Landrät*innen und Oberbürgermeister*innen als Gesellschafter der vielen Verkehrsverbünde in Deutschland. Über die Seite lassen sich die Verantwortlichen der Gebietskörperschaft direkt per Formbrief anschreiben.
Rückblick & Leistungen 2019
- 23 (!) weitere Verkehrsverbünde und -unternehmen veröffentlichten erstmals ihre Fahrpläne im GTFS-Format
- 9 Veranstaltungen mit produktiven Ergebnissen
- Aufbau eines Netzwerks von Datennutzenden, inklusive Feedbackschleifen zu den Datenbereitstellern
- parallel Entwicklung einer Datenstrategie für Mikromobilität in Überschneidung mit radforschung
Ausblick
- aktive konsequente Überzeugungsarbeit bei Kommunen und Verwaltungen
- Unterstützung bei der Umsetzung der Delegierten-Verordnung (EU) 1926/2017 sowie kritische Begleitung des Datenbereitstellungsprozesses über den National Access Point
- weiterer Austausch mit den vielen Briefeschreiber*innen
Ressourcen
- Finanzierung: keine (ehrenamtliches Community-Projekt)
- Partner: Verschwörhaus Ulm, Community, DB, BMVI, VM Baden-Württemberg
- Beteiligte: Constantin Müller, Maximilian Richt, Stefan Kaufmann, Walter Palmetshofer